Als 1947 der Stausee Lago di Vagli in der toskanischen Provinz von Lucca gebaut wurde, wurde der Ort Fabbriche di Careginne geschwemmt und führt seitdem ein phantomhaftes Dasein am Grund des Stausees.
Etwa alle zehn Jahre ereignet sich am Stausee Lago di Vagli in der Provinz Lucca eine kleine Sensation: Wenn zu Wartungsarbeiten das Wasser aus dem Stausee abgelassen wird, tauchen die Ruinen des mittelalterlichen Ortes Fabbriche di Careginne aus den Fluten auf. 1947 wurde der Stausee, der noch unter den Faschisten geplant worden war, gebaut. Der Ort musste dem Bauprojekt weichen und die Einwohner wurden ins nahegelegene Vagli Sotto umgesiedelt.
Fabbriche di Careginne war im 14. Jahrhundert von Eisenhandwerkern gegründet worden, die aus Brescia in die Toskana umgezogen waren. Während seiner 600jährigen Geschichte hatte der Ort seine mittelalterliche Gestalt nie eingebüßt. Zwar ist Fabbriche di Careginne nun von der Landkarte verschwunden, führt jedoch eine gespenstische Fortexistenz unter der Wasseroberfläche, was ihm den Spitznamen „Atlantis der Toskana“ eintrug.
Das „Atlantis der Toskana“ besuchen
Wenn das Wasser aus dem Stausee in unregelmäßigen Abständen, zuletzt 1974, 1983 und 1994, abgelassen wird, taucht die Geisterstadt Fabbriche di Careginne wieder auf. Man sollte die seltene Gelegenheit unbedingt nutzen, um Fabbriche di Careginne zu besuchen, wenn man sich in der Umgebung aufhält. Die Atmosphäre der steinernen, von Schlamm verfremdeten Ruinenstadt ist einmalig und unwirklich. Besichtigen kann man nun die Überreste der mittelalterlichen Wohnhäuser und die romanische Kirche Chiesa di San Teodoro von 1590 mit ihrer Kuppel und ihrem Campanile. Außerdem ist es möglich, den Friedhof und eine Brücke, die auf drei Bögen ruht und einst über den hier verlaufenden kleinen Fluss führte, zu betreten.
2008 beschloss die Provinz von Lucca den Bau einer 200 Meter langen Hängebrücke, die auf vier Meter Höhe über den Lago di Vagli führt. Von oben genießt man seit der Eröffnung 2011 den Blick auf die sich unter der Wasseroberfläche abzeichnende Geisterstadt. Gleichzeitig wurde auch die umliegende Infrastruktur – Straßen, Restaurants, Hotels, eine Aussichtsplattform und Parkplätze – ausgebaut, um den Besuchern bessere Bedingungen für eine „Städtereise“ zu bieten.
Letzte Aktualisierung: 29.02.2024