Als Wahrzeichen der Stadt Pisa in Italien zählt der Schiefe Turm oder auch Torre pendente di Pisa weltweit zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Die Schieflage des architektonisch reizvollen Turms sorgt dafür, dass er zum beliebtesten Fotomotiv der Stadt avancierte. Kaum eine andere architektonische Fehlplanung fasziniert die Menschen so, wie der Turm, der anmutet, als könnte er jederzeit umkippen. Ganzjährig zieht der Glockenturm Touristen aus aller Welt magisch an. Warum der Schiefe Turm von Pisa eigentlich schief ist, diese Frage stellen sich Besucher aus aller Welt.
Typisch norditalienisch – markante Glockentürme abseits der Kirche
Traditionell wurden in Norditalien große Kirchen erbaut, deren Kirchturm nicht direkt an das Sakralgebäude grenzt, sondern abseits des Gotteshauses. Dies gilt auch für den Dom zu Pisa. Weitere bekannte Beispiele sind der Markusturm am Markusplatz von Venedig und der Duomo in Florenz. Diese für Norditalien typischen Glockentürme werden als „Campanile“ bezeichnet und so hat auch der Dom Santa Maria Assunta in Pisa einen „Campanile“ erhalten. Was bei der Planung noch niemand ahnen konnte, ist, dass nicht der Dom zum Wahrzeichen des toskanischen Pisas werden würde, sondern der dazugehörige „Campanile“, der heute als Schiefer Turm von Pisa die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Die UNESCO-Weltkulturerbestätte Cattedrale di Santa Maria Assunta
Seit 1987 zählt Cattadrale di Santa Maria Assunta zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der mit weißem Carrara–Marmor verkleidete Dom zu Pisa zählt zu den bekanntesten Bauwerken der Toskana. 1118 geweiht bildet der Dom gemeinsam mit dem ab 1173 erbauten Glockenturm ein reizvolles Ensemble. Zudem gehört auch das Baptisterium zu dem sehenswerten Komplex. Der Dom mit seiner kunstvollen Fassade, seiner beeindruckenden Innenausstattung und seinen sakralen Schätzen ist beeindruckend. Entsprechend sollten Besucher des Schiefen Turms von Pisa sich auch die Zeit nehmen, den gesamten Kirchenkomplex zu erkunden und sich unter anderem von der vergoldeten Kassettendecke und den faszinierenden Säulengängen verzaubern zu lassen.
Ursache für die Schieflage des Campanile von Pisa
Der Grundstein für den Schiefen Turm von Pisa wurde im Sommer des Jahres 1173 gelegt. Im ersten Schritt wurde die Blendarkade mit ihren Säulen erbaut. Als 5 Jahre später der zweite Säulengang errichtet wurde, begann der Bau sich zu neigen. Dies führte zu einem Baustopp und die Verantwortlichen gingen auf Ursachensuche. Es wurde festgestellt, dass das nur drei Meter tiefe Fundament des Turms auf vorwiegend sandigen Boden und lehmigen Morast errichtet wurde. Da zu diesem Zeitpunkt noch keine Glocken vorhanden waren, wurde das unfertige Bauwerk provisorisch mit Glocken ausgestattet, da der Bau weiterhin stillstand.
Die Fertigstellung des Turms dauerte ein ganzes Jahrhundert
Erst ein Jahrhundert nach dem Baustopp, im Jahr 1272, nahm sich Architekt Giovanni di Simoni sich dem Bauwerk an. Der Architekt stellt Berechnungen an und kam auf die Idee, die noch fehlenden Stockwerke so zu bauen, dass sie die Schieflage ausgleichen sollten und praktisch ein Gegengewicht bilden sollten. Dies sollte erreicht werden, durch ungleichmäßig verteilte Stockwerke. Wer direkt vor dem Schiefen Turm von Pisa steht, der wird feststellen, dass das Gebäude nicht nur eine Schieflage aufweist, sondern der Turm in sich auch verschoben wirkt. Dies sorgt für ein besonders beeindruckendes Gesamtbild.
Architektonische Besonderheiten
Mit einer Höhe von 55 Metern und einem Durchmesser von 12 Metern beeindruckt der Campanile durchaus. Wie auch der Dom wurde der Glockenturm aus Carrara-Marmor erbaut. Insgesamt wurden 14.200 Tonnen des weißen Marmors für die Errichtung des Turms benötigt. Mit seiner runden Bauweise unterscheidet sich der Schiefe Turm von Pisa von den in Mittelitalien üblichen quadratischen Türmen. In jedem Stockwerk ist es möglich, durch eine Tür auf den jeweiligen Säulengang zu treten. Dieser besteht in jedem Stockwerk aus 30 Säulen. Vom obersten Stockwerk führen sechs Stufen zur Glockenstube, in der sich heute insgesamt sieben Kirchenglocken befinden.
Der Erhalt des Schiefen Turms von Pisa ist und bleibt eine Herausforderung
Durch seinen runden Grundriss und und seinem hohen Gewicht, sowie seiner Höhe, ist der 1372 fertiggestellte Glockenturm bis heute eine Herausforderung. Viele Jahrhunderte konnten Besucher des Doms zu Pisa auch den Glockenturm besuchen und bestaunen, bis dieser aufgrund seiner Schieflage zu Beginn des Jahres 1990 für Besucher gesperrt werden musste. Es folgte eine 13 Jahre andauernde Sanierungsphase. Erst seit Ende 2001 kann der Schiefe Turm von Pisa wieder vollständig besichtigt werden. Den Besuchern wird in Gruppen von maximal 40 Besuchern Einlass gewährt und dies im 15-Minuten-Takt. Als Sicherungsmaßnahme wurden Bleibarren als Gegengewicht genutzt und dank der Bodenextraktions-Methode konnte der Schiefstand von 5,5 Grad im Jahr 1990 auf 4 Grad reduziert werden. Es ist davon auszugehen, dass spätestens nach 300 Jahren neue Sicherungsmaßnahmen nötig werden.
Eines der markantesten und bekanntesten Bauwerke Europas
Zwar ist der Schiefe Turm von Pisa nicht das Gebäude mit dem höchsten Neigungswinkel weltweit, doch eines der bekanntesten. Schon Galileo Galilei zog der runde Glockenturm magisch an und er nutzte den Turm für seine auch heute noch relevanten Fallstudien. Besonders beeindruckend ist im Inneren des Turmes einen Blick auf das mittig angebrachte Pendel zu werfen, welches in Bodennähe fast schon die Seitenwand berührt. Zudem bietet sich vom Turm aus eine schöne Aussicht auf die Stadt. Wer Pisa oder die Toskana besucht, sollte sich einen Abstecher zum Torre pendente di Pisa gönnen, denn schließlich handelt es sich um eines der beeindruckendsten Gebäude Europas.
Wie hoch ist der Eintrittspreis?
Der Eintrittspreis für den Schiefen Turm von Pisa ist mit 20 € (2022) erträglich, das Erlebnis unvergesslich. Die Tickets können sie vorab online kaufen.
Letzte Aktualisierung: 06.02.2024